Wissenswertes
Die Gin-Arten und ihre Unterschiede erklärt
Oft taucht die Frage auf welche verschiedenen Gin-Arten es gibt. Kein Wunder, denn auf den Labels der Flaschen finden sich alle möglichen Angaben: London Dry Gin, Navy-Strength Gin, Old Tom Gin und viele mehr. Was bedeuten diese Angaben nun und was sagen Sie über die verschiedenen Gin Arten aus?
Ein Gesetz für die verschiedenen Gin-Arten
Beginnen wir mit dem offensichtlichen Teil, der Gesetzgebung für Gin. Laut Gesetz handelt es sich bei Gin um eine Spirituose mit Alkohol basierend auf landwirtschaftlichen Produkten wie z.B. Getreide. In Europe muss das Endprodukt dann mindestens 37,5 % Vol. Alkohol enthalten. In den U.S.A. 40 % Vol. und Südafrika sogar 43 % Vol. Weiterhin sollte die dominierende und somit zwingend enthaltene Zutat Wacholder sein. Ohne Wacholder also kein Gin. Aber was unterscheidet nun die unterschiedlichen Gin Varianten?
In der relevanten EU-Verordnung zu Gin sind grundsätzlich nur drei Gin-Arten erklärt bzw. definiert:
Gin und Dry Gin
Destillierter Gin
London Gin
“Angesetzter Gin” oder mazerierter Gin
Damit es sich um einen Gin handelt muss nicht unbedingt destilliert werden. Man kann auch den Agraralkohol und Wacholder einen Gin machen. Dieser erlangt dann durch das mazerieren / einweichen des Wacholders und etwaiger anderer Gewürze / Botanicals seinen Geschmack. Anschließend wird der Gin gefiltert. Eine leichte Färbung und eventuelle Trübung deutet oftmals auf nicht destillierten Gin hin.
Destillierter Gin
Im Gegensatz zu nur angesetztem Gin ist destillierter Gin eher der Standard für die verschiedenen Gin-Arten.
Die Zutaten / Botanicals werden mit dem Neutralalkohol destilliert.
Dry Gin
Der Zusatz “Dry”, um einen Gin Dry Gin zu nennen, ist dann zulässig wenn nicht mehr als 0,1 g Zucker pro Liter beinhaltet sind.
London Gin oder London Dry Gin
Viele denken, dass der Ursprung der verschiedenen Gin-Arten in Großbritannien zu suchen ist und daher auch der Name London Dry Gin kommt. Leider falsch. Gin hat seinen Ursprung in den Niederlanden und Belgien mit einer Spirituose namens Genever. Woher kommt dann die Bezeichnung London? Die längere Gin-Geschichte ist spannend, aber per Gesetz haben wir heute folgende Regelung:
Weniger als 0,1g Zucker pro Liter Gin, und dieser darf auch nicht nachträglich beigefügt werden.
die Destillation der Botanicals (Zutaten wie Wacholder und weitere) muss in einem Durchgang passieren. Am Ende darf nur noch Wasser oder vom originär verwendeten Alkohol etwas hinzugefügt werden. Kein Beimischen anderer Destillate.
Spirituose mit Wacholder
Es gibt in der VERORDNUNG (EG) Nr. 110/2008 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 15. Januar 2008 auch unter Punkt 19 die Spirituose mit Wacholder.
Neutraler Agraralkohol / Ethylalkohol ist auch hier gefordert als Besis.
30% Vol. sind mindestens gefordert
der Wacholdergeschmack soll dominierend sein, wobei andere Gewürze zulässig sind
Da hier nicht die Grenze von 37,5% Vol. erreicht wird ist dies also per se erst einmal kein Gin.
Weitere Sonderformen der Gin-Arten
Weiterhin sind noch Gin-Arten im allgemeinen Sprachgebrauch zu finden, die nicht genau geregelt sind, aber die hier dennoch erklärt werden sollen.
New Western Gin
Eigentlich eine eher Absurdität: Oftmals als eine Gin-Art definiert, bei der der Wacholder nicht im Vordergrund steht. Eine Widerspruch zur Definition des Gins, der vor allen Dingen den Wacholder im Vordergrund des Geschmacksprofils haben soll. Hier werden oft Aromen und Botanicals verwendet, die sehr dominant und Gin-untypisch sind.
Old Tom Gin
Eine Art Gin, die süßer ist und der klassischen Gin-Ausrichtung der Gin-Anfänge näher ist. Man maskierte damals oftmals beißende Aromen mit Zucker. Auch kurze Fasslagerung ist bei Old Tom nicht ganz untypisch. Oftmals findet man Katzen im Label der Old Tom Gins wieder. Die genaue Definition und der Name der Herkunft des Namens sind nicht geklärt.
Sloe Gin
Eigentlich kein Gin, sondern nur die Englische Bezeichnung des Schlehenlikörs. Er hat weniger Alkohol und muss mindestens 100 g/l Zucker haben, da es sich um einen Likör handelt. Andere Gin Liköre / Gin Liqueurs nutzen den Wacholder auch ohne die Schlehen und sind dann primär Liköre per Definition.
Navy Strength Gin
Eine Kunstform, die oftmals auch mit anderen nautischen Namen daherkommt. Im Kern geht es darum, dass der Gin min. 57% Vol. hat. Die Geschichte dazu sagt, dass man auf Schiffen der Marine den Alkoholgehalt der geladenen Spirituosen so testete, dass man nach dem Befeuchten einer Zündschnur mit einer Spirituose von 57% Vol. immer noch die Lunte entzünden konnte.
Lokale Gin-Arten und Gin mit deklarierter Herkunft
Eingetragene Sonderformen der Gin-Arten mit Herkunftsdeklaration sind der Xoriguer Mahon Gin von Menorca, und vormals der Plymouth Gin. Letzterer ist allerdings nicht mehr geschützt, weil Pernot Ricard den Schutz zurückgezogen hat.
Gerne verwenden Gin-Hersteller aber auch Namen, um die Herkunft zu transportieren. Eher Marketing sind also Bezeichnungen wie “Cologne-Gin” oder “Hamburg-Gin”.
Juniper-Forward
Auf Deutsch “Wacholder dominiert” ist auch so eine Bezeichnung, die dem Gin ja per se zuzuschreiben sein sollte, aber diese Bezeichnung wird gerne verwendet für extrem kräftig nach Wacholder schmeckende Gins. Echte Wacholder-Bomben sozusagen.